Warum das Elbe-Elster-Klinikum (EEK) mit dem Standort Herzberg auch für den Landkreis Wittenberg eine Rolle spielt – speziell für den Jessener Bereich – hat unser Vorstandsmitglied Maik Bialek bereits im letzten Jahr analysiert. Im neusten Artikel zur Causa EEK setzt er sich mit der Veröffentlichung der Bürgerbefragung zur Zukunft des Klinikums auseinander.


Wer den beiden Berichten auf unserer Netzseite zum EEK zum Jahresende etwas gefolgt war, sollte sich die  Artikel vom 10. Dezember und 14. Dezember nochmals in Erinnerung rufen.

Auch wenn nun also an den Standorten Finsterwalde und Herzberg keine Bereiche (mehr) geschlossen wurden, was vor allem dank des bürgerlichen Engagements durch Petitionen, Gespräche und Kundgebungen verhindert wurde, müssen sich nicht nur Landrat Christian Jaschinski (CDU), sondern auch der Aufsichtsrat ihrer Verantwortung bewusst sein. 

Insbesondere das Herzberger Krankenhaus hat nämlich eine Funktion für den Jessener Bereich inne, denn nicht jeder möchte sich im Wittenberger Krankenhaus behandeln lassen. Jedenfalls ist es unabdingbar, dass die medizinische Versorgung im Landkreis Elbe-Elster auf den Prüfstand gestellt, eine hochwertige Versorgung sichergestellt und damit die Attraktivität für die Bürger als auch für das medizinische Personal erhöht wird.

Darum erfolgte im letzten Jahr im Zeitraum vom 23. August bis 24. September eine Bürgerbefragung durch das EEK und dem Institut nexus. Darin „sollte ermittelt werden, welche Perspektiven, Wünsche und Bedenken Bürgerinnen und Bürger bezogen auf das sogenannte “3+1-Zukunftkonzept” haben.” Bedarf wird aus medizinischer Sicht z.B. in den Bereichen von Kardiologie/Herzkatheter, Neurologie/Stroke Unit und Geriatrie gesehen.

In der Veröffentlichung im Amtsblatt des Landkreises Elbe-Ester (Kreisanzeiger vom 20. März 2024) heißt es über diese Auswertung: „Zusammenfassend sieht die Bevölkerung die Chance, das medizinische Leistungsangebot des Kreises attraktiver, hochwertiger und umfänglicher zu gestalten und befürchtet vorwiegend eine unzureichende Notfallversorgung und schlechte Erreichbarkeit eines neuen, zentralen Standortes.

Bereits einen Absatz weiter erfährt der geneigte Leser dann: „Die Ergebnisse der parallelen internen Mitarbeiterbefragung stimmen mit den Bürgerinnen und Bürgern überein. Auch hier werden die Chancen eines Zentralkrankenhauses gesehen.” Wie jetzt? Hat keiner der Auswerter die Diskrepanz in diesen beiden Aussagen bemerkt? Wenn schon Sarah Henschel von der Abteilung Marketing und Öffentlichkeitsarbeit des EEK dies nicht als Angestellte vom Klinikum mitbekommen haben will, sollte doch wenigstens ein Verantwortlicher vom Kreisanzeiger darauf aufmerksam machen?

Da die Pressemitteilung vom 05.03.2024 zu den Ergebnissen der Befragung des EEK nicht einzeln abgerufen werden kann und auch dezidiert von der Veröffentlichung im Kreisanzeiger abweicht, erfolgt hier der Link zur Vervollständigung. Die fraglichen Interpretationen sind im Kreisanzeiger auf der Seite 13 zu finden, nur geben diese kaum ein vollständiges Bild ab.

Aus Sicht des Verfassers dieser Zeilen wird nämlich den Bürgern Sand in die Augen gestreut, Ergebnisse werden fehlinterpretiert – um es mal noch human zu beschreiben. Anscheinend wirken noch alte Seilschaften des geschassten Geschäftsführers nach, der allerdings auch nur ein Bauernopfer war. Nicht umsonst gab es zur letzten Kreistagssitzung im Dezember 2023 in Falkenberg/Elster Rücktrittsforderungen an den Landrat für dieses Kommunikationsdesaster.

Ebenfalls kann die folgende Aussage in der Auswertung nicht unwidersprochen stehen bleiben: „Die Thematik der Kündigung von Fachpersonal stand im EEK nie zur Debatte, da aufgrund des Fachkräftemangels jede einzelne Fachkraft benötigt wird.” Die Informationen über Kündigungen von Fachpersonal stehen dieser Aussage entgegen, da bereits durch die Diskussionen im letzten Jahr viel “Porzellan” zerschlagen wurde. Daran nicht ganz unbeteiligt soll die Beschäftigtenvertretung vom EEK gewesen sein, ein Armutszeugnis für den Betriebsrat.   

Was jedoch in dieser Veröffentlichung fehlt, sind weitere Daten aus dem Steuerkreis oder aus den Ausschüssen. Wie viele Patienten pendeln z. B. zum Herzberger Standort aus Torgau oder Lutherstadt Wittenberg bzw. umgekehrt? Welche Begründungen lassen sich dazu von den Patienten (wie z. B. Fachkompetenz, Pflege, Umfeld oder auch einfach “nur” die Verständigung) finden, sofern überhaupt erfasst? Wie ist die Kostenstruktur aufgestellt? Wo gibt es mehr oder weniger Fachexpertise – und was hat ein Bundesland vielleicht besser gemacht als das andere? Fragen über Fragen, die anscheinend nicht in die Veröffentlichung eingeflossen sind, allerdings den Gremien detailliert vorliegen. Wann erfährt die Bevölkerung davon?

Wie bereits in den beiden eingangs genannten Artikeln beschrieben, ist ein Zentralkrankenhaus in Mitte des Landkreises mit “Amputation” der bestehenden drei Klinikstandorte in Elsterwerda, Finsterwalde und Herzberg mehr als eine Luftschlossnummer. Die Kosten zum Grunderwerb als auch die immer weiter steigenden Baukosten durch eine Deindustrialisierungspolitik der aktuellen Bundesregierung unter Beifall der Landesregierungen kommen ja noch obendrauf!

Als Mitte des Landkreises wurde hier Doberlug-Kirchhain ausgemacht, was stimmt. Nur hat sich der Landrat im letzten Jahr (hoffentlich nicht nur aus meiner Sicht) rechtswidrig über einen Sonderkreisausschuss von den Vertretern der Altparteien legitimieren lassen, die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung der Landesregierung in der ehemaligen Lausitzkaserne in Eigenregie zu betreiben. Wem wird also die Mitte nützen?

Allerdings ist es mit solchen Befragungen eben wie immer. Meistens kommen überhaupt keine Rückmeldungen derer, die für eine Änderung bzw. Verbesserung der Situation ihren Stimmen Gewicht gegenüber den Verantwortlichen verleihen könnten. Und wenn doch Rückmeldungen eintreffen, kann dies dazu führen, dass eine Minderheit am Rad der Geschichte dreht – ganz aktuell an der Bundesregierung im Bereich der Freigabe zu Cannabis oder zur Kriegsrhetorik- und Aufrüstung zu sehen …

Warum ich dies so sehe, erklären ganz einfach die folgenden Zahlen: An dieser Befragung, welche im Amtsblatt, auf der Internetseite des Landkreises als auch in regionalen Zeitungen veröffentlicht wurde, nahmen ausgesprochen sehr viele Bürger teil – oder um es ganz konkret auszudrücken: 2.016.

Der Landkreis Elbe-Elster hatte mit Stand vom 31.12.2022 eine Einwohneranzahl von 100.902 Bürgern …

Maik Bialek, Vorstandsmitglied im KV Wittenberg und gebürtiger Herzberger

* Zuletzt aktualisiert am: 17.06.2024, 21.23 Uhr