Das die Kirche bzw. ihre angeschlossenen Organisationseinheiten den 27. September 1933 schon lange nicht mehr im Blick haben, sieht man ganz aktuell zum Demoaufruf “Klare Kante gegen rechts”. Fast einundneunzig Jahre später kommt mit der Politisierung der Kirche erneut das zur Geltung, was in vielen Sonntagsreden mit “Wie konnte es geschehen” tagein und tagaus auf allen Medienkanälen proklamiert wurde – und natürlich weiter wird.

Pfarrer Ankermann als Herausgeber des Evangelischen Gemeindeblattes hatte “das grundsätzliche Verhältnis von Kirche und Politik angesprochen: Eine Politisierung der Kirche (…) widerspricht der Reinerhaltung des Evangeliums und seiner lauteren Lehre. (…) Es wird nicht Aufgabe der Kirche sein, den neuen Machthabern, nur weil sie Machthaber sind, zu allen willens zu sein und alle ihre Anliegen durch Gottes Wort zu heiligen.

Angesichts der medialen Verteufelung der AfD durch das “Geheimtreffen” in Potsdam scheint man erneut auf der richtigen Seite – der guten Seite – zu stehen und stellt sich den derzeit Regierenden in Bund, Land und Kommune als Verfügungsmasse zur Seite. Es geht schließlich nicht nur um das Prestige, sondern auch um einen großen Topf von Fördergeldern, die derzeit durch die Bundesregierung zusammengestrichen werden.

Henryk M. Broder hatte es einst so formuliert: “Wenn ihr euch fragt, wie es damals passieren konnte: weil sie damals so waren, wie ihr heute seid.

Haben die kirchlichen Vertreter vergessen, dass ihre Robenträger im September 1933 den Königsberger Wehrkreispfarrer Ludwig Müller in Wittenberg einstimmig auf der Deutschen Evangelischen Nationalsynode der Deutschen Christen (DC) zum Reichsbischof gewählt hatten? Die Vereinigung der DC war “eine rassistische, antisemitische und am Führerprinzip orientierte Strömung deutschen Protestantismus, die diesen von 1932 bis 1945 an die Ideologie des Nationalsozialismus angleichen sollte.” – so WIKIPEDIA (Ausdruck vom 23.01.2024, 18:36 Uhr). Weiter heißt es in einem anderen Artikel zur DEK (Deutsche Evangelische Kirche): “… dass bei der Amtseinführung Müllers in Wittenberg etwa die Hälfte der anwesenden Pfarre SA-Uniform trugen.” – so ebenfalls WIKIPEDIA (Ausdruck vom 23.01.2024, 18:47 Uhr).

Nun bedarf es heutzutage keiner Uniformen mehr, das Bild auf dem Wittenberger Marktplatz wird wahrscheinlich bunt und weltoffen sowie mit den üblichen Flaggen der ANTIFA und anderer mit Steuergeldern finanzierter Organisationen bestimmt sein. Einen Vorgeschmack gibt die Evangelische Akademie bereits jetzt mit der Unterstützerseite zur Demo am kommenden Samstag.

Neben den üblichen Verdächtigen bei solchen Aktionen wie der SPD mit verschiedenen Ortsvereinen, Die LINKE, der Linksjugend Solid, Bündnis90/Grüne oder der Grünen Jugend findet sich auch der Stadtverband Wittenberg der CDU ein. Die sonstigen roten Protagonisten wie der AWO Kreisverband Wittenberg, die Johanniter Jugend, Fridays for Future Wittenberg, Wittenberg Weltoffen als auch einige Spezialisten (wie der Buchladen “Der Esel auf dem Dach” oder die Gassmühle Rotta) konnten sich diesem demokratischen Ansinnen naheliegender Weise nicht verschließen. Schließlich steht man gern auf der “richtigen” Seite.

Ebenfalls sehr aufschlussreich sind die Angaben zu den “Natürlichen Personen”, die eben wie Tobias Thiel, Matthias Keilholz, Matthias Pohl, Christoph Hagemann, Sabrina Zubke oder Paul F. Martin der Kirche oder ihren Institutionen zuzurechnen sind oder waren. Die Mandatsträger wie z.B. Katharina Neuhaus, Uwe Loos, Dr. Reinhild Hugenroth, Angelika Kelsch, Horst Dübner, Dr. Bettina Lange oder Mareen Kelle sind ebenfalls nicht zu vergessen. Weitere Personen der Öffentlichkeit haben sich ebenfalls dem Aufruf angeschlossen, dies sind u.a. Corinna Reinecke, Juliane Nitschke, Alexander Baumbach, Sven Paul, Melanie Engler, Karina Austermann, Jan Pajak, Johannes Winkelmann, Thea Luise Keller als auch Insa Christiane Hennen.

Insofern diese Daten der Evangelischen Akademie einmal vom Netz genommen werden sollten, haben wir für die Historiker diese Datensätze gesichert und werden uns auch nicht von irgendeinem Geschrei aus der linken Ecke von der Veröffentlichung beeindrucken lassen!

Wenn der Studienleiter für Theologie, Gesellschaft und Kultur der Evangelischen Akademie (Paul F. Martin) meint, dass “die parlamentarische Demokratie, in der durch Wahlen Macht generiert wird, überwunden werden” muss und es seine “tiefste Überzeugung ist, dass das Grundübel nicht die Demokratie, sondern das Privateigentum ist“, ist auch die linke Schlagseite dieser Akademie als auch der Kirchenvertreter kein Wunder. Nicht nur dieser Satz: ” … vielleicht ist die (realexistierende) Demokratie selbst das Problemsollte daher andere Behörden zum Einschreiten bewegen, als die AfD und ihre Wähler wegen Remigration (was selbst bei den Altparteien im Programm steht) zu diskreditieren. Oliver Kirchner hat es sehr gut in seiner Rede mit “den vielen kleinen Walter Ulbrichts” dargestellt. 

Hugo Linck (1890-1976), der letzte Pfarrer von Königsberg/Ostpreußen war u.a. auch bei der Vikarsausbildung in Wittenberg und hat in seinem Buch “Der Kirchenkrampf in Ostpreußen 1933-1945” all dies bereits 1968 beschrieben. Henriette Piper hat im Buch “Der letzte Pfarrer von Königsberg” seinen Werdegang “zwischen Ostrpreußen und Hamburg” sehr detailreich dargestellt und damit auf die politische Schlagseite der Kirche hingewiesen. Diese Bücher sollten die Verantwortlichen eigentlich kennen. Eigentlich.

Wer nicht weiß, warum er, sie oder auch es am Samstag auf dem Wittenberger Marktplatz steht – bei Rainer Bonhorst gibt es eine Antwort. Eine zweite Antwort könnte bei u.a. bei ntv zu finden sein – mit den mehr als 2200 Missbrauchsopfern in der evangelischen Kirche. Vielleicht sollte man deshalb eher nicht dort stehen?

Was haben wir jedoch heute? Werden die Parallelen vor lauter Blindheit durch allumfassende “Medienvielfalt” von Kirche, Staat, ihren angeschlossenen Organisationen sowie der “Zivilgesellschaft” nicht mehr gesehen? Wo soll und wird das enden?

Zum Abschluss. Wenn schon Elie Wiesel als Holocaust-Überlebender zitiert wird, darf auch Karl Stoika als Überlebender von Auschwitz nicht fehlen: 

Es waren nicht Hitler oder Himmler, die mich verschleppt haben, geschlagen und meine Familie erschossen haben. Es waren der Schuster, der Milchmann, der Nachbar, die eine Uniform bekamen und dann glaubten, sie seien die Herrenrasse.


Zusatz vom 27.01.24, zuletzt aktualisiert am 29.01.24:

Wie beim Rundgang durch die Wittenberger Altstadt zu sehen war, hält sich gottlob die Beteiligung der Einzelhändler als auch der Filialisten sowie der Gastronomen (mit den bekannten als auch bisher unbekannten Fürsprechern des Kampfes gegen Räächts) in Grenzen.

Selbst in den Shops vom Arsenal deutete nichts auf die politische Vereinnahmung an den Eingängen oder Fensterpassagen hin. Das Clack-Theater als auch der Förderverein der Cranach-Stiftung zählen allerdings zu den Fürsprechern der ideologischen Ausrichtung der Evangelischen Akademie sowie der Stadtverwaltung. Insbesondere beim Förderverein liegt der Hase im Pfeffer – wer jedoch eins und eins zusammenzählen kann, schaue erneut auf die Unterstützerseite des Evangelischen Akademie … .

Dort haben sich nicht nur die “natürlichen” Personen mit Begeisterung eines Dr. med. Johannes Ehrig oder der gescheitere ehem. Bürgermeister von Bad Schmiedeberg, Martin Röthel eingefunden, sondern auch Madlen Züchner. Wie schön das man zusammenstehen kann. Bunter wird es auch bei den Institutionen und Initiativen. Neben weiteren Ortsvereinen einer hoffentlich nicht nur bald in Sachsen untergehenden Volkspartei (SPD), geben sich auch die Ehre: Junge Freie Wähler Wittenberg und ihre Mutterpartei (darf man das eigentlich noch so schreiben?), der CDU Regionalverband Bad Schmiedeberg, die Bäder- und Freizeit GmbH, die Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH, der Kommunalservice GmbH Lutherstadt Wittenberg als auch der Verein SoLawi Gemüsegenuss. Natürlich darf der DGB Kreisvorstand Wittenberg in dieser illustren Runde nicht fehlen. 

Das ist doch richtig gut, nicht wahr? Alle vereint gegen Räächts. Hilde Benjamin hätte ihre helle Freude an so viel Courage – und wahrscheinlich auch noch viele andere historische Zeitgenossen. Lasst die Spiele beginnen!