Tja, von dieser Seite haben wohl viele den Pretzscher Bahnhof seit langen nicht mehr gesehen. Die Signale standen zwar auf Rot, aber kurz danach rollte ein ansprechender Triebzug ein, allerdings noch mit dem nicht mehr ganz gebräuchlichen Logo der Landesregierung: „Wir stehen früher auf“.
Am Samstag, den 18. Juni 2016 erfolgte von 13.00- 17.00 Uhr (öffentlich) der 38. Bundesverbandstag des Deutschen Bahnkundenverbandes e. V. im Bahnhof Pretzsch (Elbe). Der Deutsche Bahnkundenverband (DBV) ist die Interessenvertretung für die Kunden nicht nur im Schienenpersonennahverkehr sondern auch im Güterverkehr und hat ca. 6200 Mitglieder. Er setzt sich für den Erhalt von Eisenbahnstrecken ein, z.B. auch durch Einschaltung der vom Verband gegründeten Deutschen Regionaleisenbahn GmbH.
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Die zentrale Zugleitung der DRE Gruppe sitzt übrigens im Bahnhof Pretzsch, von wo aus Strecken nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern u.a. auch in Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Bayern mit einer Gesamt-Infrastrukturlänge von 837 km überwacht werden – und das in einem so kleinen Ort wie Pretzsch! Wahrscheinlich wissen viele Pretzscher das nicht einmal und denken eher, dass der Bahnhof mehr oder weniger stillgelegt sei.
Nicht gewusst zu haben schien das auch der Bürgermeister der Stadt Bad Schmiedeberg, der laut der vorliegenden Tagesordnung ein Grußwort an die Veranstaltung richten sollte, aber nicht da war. Vertreter regionaler Medien waren offensichtlich auch nicht anwesend. Auch für die 5,1% Umwelt- und Ökopartei im Landtag wäre es ein Leichtes gewesen, von Magdeburg bis nach Pretzsch den Weg zu finden – und zwar direkt mit der Bahn!
Immerhin, als Vertreter des Verkehrsministers war der Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (NASA), Herr Klaus Rüdiger Malter, vertreten. Dieser legte ausführlich dar, welche Schwierigkeiten es gibt, einen länderübergreifenden Schienenpersonennahverkehr (SPNV) zu realisieren. Anstatt die Strecke auszubauen und bis nach Torgau bzw. nicht nur zu Veranstaltungen nach Eilenburg zu führen, stellt die sächsische Grenze tatsächlich eine unüberwindbare Grenze dar. Die Kleinstaaterei lässt grüßen!
Auch ging er auf den Koalitionsvertrag ein. Die allgemeine Aussage, dass Angebote auf dem Land erhalten bleiben und Verkehrsträger optimal verknüpft werden sollen, bleibt hoffentlich kein Papiertiger. Das Bahn-Bus-Landesnetz soll noch stärker in die Öffentlichkeit gerückt werden, dazu gehört auch anscheinend die bessere Vernetzung der Fernbusse in den Städten (?). Weiterhin ist in Planung, alte Bahnhofsbauten abzureißen sowie den Güterverkehr (auch bei den Gleisanschließern) zu stärken. Die kostenlose Fahrradbeförderung soll zudem in Sachsen-Anhalt erhalten bleiben.
Diese ganzen Punkte stehen natürlich unter der Maßgabe der Durchführbarkeit. Die Lage des Haushalts sei prekär, es wird nicht alles realisiert werden können, was im Koalitionspapier steht. Die Kosten der „neuen Bürger“ werden noch nicht alle vom Bund ersetzt, deshalb ist es fraglich, ob nicht in anderen Bereich dafür gekürzt werden muss.
Die Frage nach der Durchführbarkeit für 2017 wurde so beantwortet, dass die Bahn an einem Konzept arbeitet und man alles an Material, was so möglich ist, zu dem Kirchentag Ende Mai 2017 auffahren wird. Ob es länderübergreifende Züge geben wird (wie oben geschildert), konnte nicht beantwortet werden, da es ja unterschiedliche Aufgabenträger gibt.
Es bleibt zu hoffen, dass auch die kleinen Strecken in das große Konzept einbezogen werden (sofern es den ein solches überhaupt gibt), denn sonst wird es auch im Jahre 2017 keinen durchgehenden SPNV von Torgau/Eilenburg über Pretzsch zum neuen Bahnhof in Wittenberg geben.
Die AfD LSA hat übrigens in dem Punkt Verkehrspolitik den Bereich Schienen- und Bahnverkehr im Landeswahlprogramm aufgenommen. Der Investitionsstau muss durch ein nationales Programm beendet werden, die bessere Verzahnung mit anderen Verkehrsträgern sowie der Ausbau der Güterverkehrsinfrastruktur zur Entlastung der Straße ist zu fordern.
Dies können Sie alles nachlesen im Landeswahlprogramm ab Seite 40.
Und wer es immer noch nicht wissen sollte, die Heidebahn zwischen Lutherstadt Wittenberg und Bad Schmiedeberg kann in der Zeit vom 30. April bis zum 31.10. an Samstagen, Sonntag und Feiertagen befahren werden (siehe Fahrplan).