Nach längerer Abstinenz, was dem Wahlkampf geschuldet war, konnte am letzten Sonntag am Gottesdienst auf dem Töpfermarkt vor dem Alten Rathaus teilgenommen werden. Besser hätte der Herr nicht für seine Schäfchen das Wetter bestellen können. Bei sehr sommerlichen Temperaturen um die 25 °C war es doch mal wieder ein Erlebnis ohne Maske der Predigt von Stadtkirchenpfarrer Dr. Johannes Block, dem Gesang und natürlich der Musik lauschen zu dürfen.

Der obligatorische Hinweis auf die Einhaltung der Corona-Regeln in Bezug zum Abstand der Gläubigen untereinander wurde hierbei nicht nur mit einem Schmunzeln beantwortet.

Zwar kam auch der Stadtkirchenpfarrer nicht ganz umhin, sich dem Zeitgeist anzunähern, aber Friede zwischen der EU und Russland kann ich auch so gern unterschreiben. Der Kirchenk(r)ampf scheint sich in Wittenberg seit dem Weggang von Friedrich Kramer nach Magdeburg etwas entschärft zu haben, aber vielleicht liegt dies auch nur an meiner Wahrnehmung, oder es liegt halt “an” oder “mit” Corona? Zumindest gab es noch Gespräche nach der Predigt; auch der blaue Einkaufswagenchip hat hoffentlich seinen Nutzer in der großen Spendenbox neben dem eigenen Geldbetrag gefunden …

  

Unter dem passenden Motto “Scherben bringen Glück” konnten sich recht viele Bürger dem Angebot der Stadtkirchengemeinde anschließen, um danach an den vielen Ständen zu verweilen. Hier hat man, im Gegensatz zum Vorjahr recht viel Platz (eben coronakonform) zwischen den Ständen gelassen. Demnach waren nicht nur Verkaufsstände auf dem Marktplatz zu finden, sondern auch in der Collegienstraße, auf dem Kirchplatz und in der Jüdenstraße – was auch allgemein zur Entzerrung beigetragen hat. 

Es bleibt zu hoffen, dass Gewerbeverein & Stadt zum Weihnachtsmarkt dem Beispiel des Töpfermarktes folgen werden, denn eine einsame Reinsdorfer Tanne auf dem Marktplatz möchte ich nicht ein zweites Mal sehen …

 

Politisch inkorrekt kam dann auch ein Stand vom Töpfermarkt daher. Das freut das Auge, das freut den Geist – Kunsthandwerk steht eben auch in der heutigen politisch aufgeladenen Zeit für bleibende Werte.

 

In Berlin, Bremen oder Duisburg wäre wohl solche Kunst schon der Zensur zum Opfer gefallen – oder grünlinke Aktivistinnen hätten mit der LGBTQ-Community und der Antifa den Stand “beräumt”. Hut ab an dieser Stelle für den Mut, dem politischen Zeitgeist zu trotzen!

 

“Mir scheint, daß die Zeit gekommen ist, sich wieder auf die christliche Botschaft vom Verhältnis des Menschen zum Volk, zum Vaterland, zum Staat zu besinnen. Nach christlichem Verständnis gründet die Liebe zum Vaterland in der ehrfürchtigen Hingabe jenen gegenüber, denen wir unseren Ursprung verdanken: Gott, unseren Eltern und dem Land unserer Väter, wo unsere Wiege stand, dem Land, dem wir durch gemeinsame Abstammung, gemeinsame Heimat, gemeinsame Geschichte, gemeinsame Kultur und gemeinsame Sprache schicksalhaft verbunden sind.” – so Joseph Kardinal Höffner (1906-1987) am 22.9.1986.

Maik Bialek, Vorstandsmitglied im KV Wittenberg

*Bildrechte der letzten sechs letzten Bilder: Christine Schulze, restliche Bilder & Text beim Verfasser.

Die Politisierung der Kirche – ein Kommentar

Ostergottesdienst, irgendwo in Deutschland …