Dem Artikel der Ausgabe Nr. 32 der „Einzigen unabhängigen…“ (Sie wissen schon…), wollen wir nicht unwidersprochen so stehen lassen. Dass nun wieder zwei Größen der CDU zum Gesundheitspolitischen Forum der Kassenärztlichen Vereinigung KPV in Annaburg eingeladen wurden, ist ja nun keine Neuigkeit mehr. Es ist ja schließlich nicht so, dass andere Parteien keine Fachpolitiker in ihren Reihen hätten…

Nun denn, um auf das eigentliche Thema zurückzukommen, sollten die im Artikel genannten Akteure einen Blick über den Tellerrand wagen. So hätte man im brandenburgischen Herzberg durchaus feststellen können, dass andere ländliche Gebiete ähnliche Probleme – aber auch bereits Lösungen haben. Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt sowie die vielen anderen Beteiligten müssen das Rad schließlich nicht neu erfinden, aber die Kompliziertheit scheint im hiesigen System zu liegen.

In Herzberg befindet sich in unmittelbarer Nähe des Rathauses das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) der Elbe-Elster Klinikum GmbH in den Räumen der ehemaligen Stadtbibliothek. Die schon länger hier Lebenden werden dies unter dem Begriff der Poliklinik noch kennen, allerdings war diese zu den damaligen Zeiten in der Nordpromenade beheimatet. Die fünf Fachärzte der Elbe-Elster MVZ GmbH konnten sich am Markt niederlassen, weil die Wohnungsbaugesellschaft, die Elbe-Elster Klinikum GmbH (mit den drei Standorten Elsterwerda, Finsterwalde und Herzberg) und nicht zuletzt die Stadt Herzberg zusammengearbeitet haben. Übrigens befindet sich nicht weit vom MVZ das Augenzentrum, wo man in relativ kurzer Zeit schneller behandelt wird, als zunächst angenommen (Adressdaten siehe im Text unten).

Als kommunales Unternehmen in Trägerschaft des Elbe-Elster Kreises und zudem akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) hat man schon seit einigen Jahren in die Aus- und Fortbildung der Beschäftigten am Elbe-Elster Klinikum investiert. Und zwar dahingehend, dass mit den Studenten vertraglich vereinbart wurde, ihr medizinisches Studium zu unterstützen – unter der Voraussetzung an den Standorten im Landkreis zu bleiben. Auch so kann man Personal binden und für die ländliche, familiäre und ruhige Gegend fernab der hektischen Großstadt gewinnen – und das mit gutem Erfolg.

Aber wie schaut es nun im Landkreis Wittenberg aus? Nach der Wende ging das Krankenhaus in Apollensdorf-Nord an den Kreis über, später an den Paul-Gerhardt-Stift. Im Jahre 2010 wurde der Komplex an eine (in Wittenberg sehr bekannte) Privatperson veräußert. Es bleibt allein der Paul-Gerhardt-Stift, wo wohl kaum eine Mitsprache seitens der Kommune möglich ist. Träger ist die Paul-Gerhardt Stiftung mit über 4000 Mitarbeitern in Deutschland. Sicher kann man mit einer bestimmten Größe Verträge, Dienstleistungen usw. günstiger einkaufen. Meist bleiben dabei die Regionalität und das Mitspracherecht vor Ort auf der Strecke, denn in einem Konzern gelten noch ganz andere Regeln! Abgesehen vom Stift hat Wittenberg aus den Problemen gelernt und vor einigen Jahren Ärztehäuser in der Dessauer Straße sowie in Nähe der Christuskirche eröffnet.

Und auf dem Lande? In Jessen gab es zu anderen Zeiten eine Poliklinik in der Robert-Koch-Straße. Von dort aus wurde der Altkreis Jessen versorgt. Praxen mit niedergelassenen Ärzten gab es unter anderem in Annaburg, Prettin, Klöden, Holzdorf, Schweinitz, Seyda und Elster. Und heute? Fragen Sie sich das selbst – und wie lange Sie warten oder fahren müssen. Ein MVZ gibt es zwar als Außenstelle des Paul Gerhard Stiftes in der Geschwister Scholl Straße, jedoch betrifft dies nur die Chirurgie und Orthopedie mit festgesetzten Öffnungszeiten.

Warum funktioniert das also in Brandenburg besser, aber in Sachsen-Anhalt weniger?

Der Zusammenbruch von Strukturen im ländlichen Raum, die Schul- und Kindergartenschließungen, fehlende Arbeitsplätze und damit einhergehend die Abwanderung bedingen die vielen Verwerfungen, mit denen wir auch heute noch zu kämpfen haben. Dazu kommt, dass mit dem Absinken des Bildungsniveaus eine mangelnde Bereitschaft zur Übernahme eigener Verantwortung korreliert. Zusätzlich der enorme bürokratische Verwaltungsaufwand, neuerdings über die sogenannte Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) enorm aufgeblasen – wo die Bundesregierung aber auch mal wieder die Landesregierung geschlafen haben. Die erwähnte „Fernbehandlung & Digitalisierung“ kommt in Deutschland kaum im ländlichen Raum voran, da die Bundesregierung keine ausreichenden Gelder zur Verfügung stellt und der ehemalige (?) Monopolist anderen Anbietern Steine in den Weg legt. In Estland ist man da schon sehr viel weiter…

Aber nach der Wende musste ja alles neu erfunden und Bewährtes entsorgt werden. Fast alles wurde „über Bord“ geschmissen. Auch wenn die Versorgungslage mit Medikamenten zu DDR Zeiten außerhalb der Hauptstadt sicher nicht immer zufriedenstellend war – aber alles aus einer Hand, in einem Gebäude erreichen zu können – war das etwa kein Fortschritt?

 

Leider hat der Staat bzw. haben die zuständigen Bundesländer das noch nicht für den Schulbereich verinnerlicht. Hier bedarf es anscheinend weiterer „Pisa-Studien“ um festzustellen, dass das Lern- und Wissensniveau weiter sinken wird, bis wie so oft die Vorgaben nach unten angeglichen werden. Jeder kann Abitur machen und jeder kann studieren, wenn es nach dem Dogma vor allem der Minderheitspartei im Landtag von Sachsen-Anhalt geht. Nicht umsonst haben Finnland oder Norwegen mit die besten „Pisa“ Ergebnisse. Woher die wohl kommen? Weil man sich die Bildungslandschaft der DDR zu eigen gemacht hat! Die zehn Jahre an der Polytechnischen Oberschule (POS) in einem Klassenverband sicherten nicht nur einen besseren Lernerfolg (da man nicht nach Grundschule, Sekundarschule und Gymnasium ständig auseinander gerissen wurde), sondern festigten die Freundschaften und ließen uns „reifen“. Denn auf Erziehung wurde damals noch Wert gelegt, da man nicht nur ausreichend Lehrer hatte, sondern auch die Zeit eine ganz andere war.

Da gab es Fächer wie z.B. Heimatkunde! Kennen Sie das Fach noch? Heute undenkbar, wo schon der Geschichtsunterricht in einem Gesellschaftsunterricht aufgeht, mit Gendermüll und mit den bestimmten zwölf Jahren die Schüler für immer schuldig und verantwortlich gemacht werden sollen. Deutschland hat über 1000 Jahre Geschichte zu bieten und nicht nur die verdammten zwölf Jahre! Heutzutage gleicht sich die Bildung halt an die politischen Vorgaben der Regierungsparteien an, eine Reform jagt die nächste. Die Schüler werden zum Abitur und Studium verweichlicht. Anstatt für einen Handwerksberuf fit gemacht zu werden, denn genau dort braucht es den Nachwuchs, wird lieber das linksgrüne Geschwätz in Schule und Uni ausgedehnt.

Mit dieser Bildungslandschaft erziehen wir jedenfalls keine Staatsbürger!