In der „Mitteldeutschen Zeitung“ vom 28. Juli 2022 erschien ein Artikel mit folgender
Überschrift: „Bündnis Weltoffen Kritik an Teilnehmern von Demo Einladung Elsässers überschreitet Linie“.

Der Beitrag ist Anlaß zur Auseinandersetzung mit einer Aktivität am Rande der Montagsdemo vom 25. Juli. Von vielen Teilnehmern vielleicht gar nicht bemerkt, soll sie trotzdem Gegenstand näherer Betrachtung sein. Grund ist der antidemokratische, herabsetzende Charakter des „Protests“, der vom „Bündnis Wittenberg Weltoffen“ initiiert wurde. Dessen Mitglieder stellen sich gern als Hüter von Demokratie und Menschenrechten dar. Vorab: Die Wirklichkeit sieht anders aus.

Anläßlich des Auftritts von Jürgen Elsässer hatten die Bündnispartner „symbolisch“ rote Linien auf den Bürgersteig gemalt – die trotz dieser bündnis-demokratischen Warnung von den unbelehrbaren Demonstranten überschritten wurden. Unerträglich für den weltoffenen Zusammenschluß. Der entsprechende Facebook-Eintrag in Auszügen: „Gestern überschritten die sich als “Spaziergänger” bezeichnenden Demonstrierenden in Wittenberg mit ihrem Gastredner die nächste rote Linie. […]“
„[…]Jedem, der an einer solchen Veranstaltung teilnimmt, muss klar sein, dass er Teil von rechtsextremen Aktivitäten wird, die die Abschaffung der Demokratie zum Ziel haben. […]“ (WBWeltoffen, 26.07.2022, 13:59 Uhr).

Als Beleg für J. Elsässers „[…]anti-amerikanische, homophobe, rassistische, nationalistische und verschwörungsideologische Positionen[…]“ wird mangels eigenen Hintergrundwissens Wikipedia zitiert (Quelle).

Während der bei strömendem Regen vor dem Melanchthon-Denkmal stattfindenden Rede hatten sich die Bündnisdemokraten auf der Treppe unter dem Dach des schützenden Rathausportals aufgestellt, um ihre Mißbilligung zu demonstrieren. Am Portal hatten sie ein Transparent mit ihrem Logo angebracht. Nach der Rede verschwanden sie im Rathaus und entfernten das Transparent.

Die Durchführung der Aktion wirft einige Fragen auf: Es ist meine persönliche Angelegenheit, wenn ich in meinem Kopf rote Linien ziehe und mich dazu verpflichte, diese nicht zu überschreiten. Aber ist es demokratisch und weltoffen, die gesamte Gesellschaft zur Einhaltung dieser Verpflichtung veranlassen zu wollen? Verbunden mit der nachdrücklichen Schilderung, in welch finsterer rechtsextremer Ecke die Überschreiter stehen. Es ist perfide, sich als Pächter der Demokratie aufzuspielen und andere die Pacht zahlen zu lassen.

Wie ist es möglich, daß WBWeltoffen, nach eigenen Beteuerungen für ein weltoffenes und demokratisches Wittenberg eintretend, das Rathaus und sein Portal für seine linksideologischen Drohgebärden nutzt?

Wer trägt seitens der Stadtverwaltung dafür die Verantwortung? Dieses Problem muß zeitnah im Stadtrat geklärt werden. Schließlich werden hier die Grundsätze unserer kommunalen Demokratie mit Füßen getreten.

Wer steht eigentlich hinter diesem Bündnis? Mitglieder sind auf der Facebook-Seite nicht zu finden; lediglich die kryptische Selbstdarstellung: „WBWeltoffen ist eine Gruppe aus verschiedenen Personen und Personengruppen, die das Selbstverständnis für ein weltoffenes Wittenberg teilen.“ und „Das Bündnis ist ein Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Akteure. […]“. Mit der Offenheit nimmt man es wohl nicht so genau wie mit der Weltoffenheit.

Sprecher ist Tobias Thiel, Studienleiter der Evangelischen Akademie. Diese ist – ohne Garantie für die Richtigkeit – wohl auch Mitglied des Bündnisses, ebenso einige der „demokratischen Parteien“ Wittenbergs.

Wie verträgt sich die drohende Feststellung von WBWeltoffen, Teilnehmer „an einer solchen Veranstaltung“ würden sich an rechtsextremen Aktivitäten mit dem Ziel der Beseitigung der Demokratie beteiligen, mit eigenen Verbindungen in das linksextreme Milieu?

Ein Beispiel: Auf der Facebook-Seite des Bündnisses gibt es mehrfach Hinweise auf gemeinsame Aktionen mit der Linksjugend [‘solid], hier vom 10. März 2022:

Diese Jugendorganisation ist das Töchterchen der Partei Die Linke. Bei den eigenen Partnern nimmt man es mit demokratischen Grundsätzen und Treue zum Grundgesetz nicht so genau, wie ein Blick in die Positionen der linken Spielgefährten zeigt; „[…] Deshalb glauben wir, dass der Kapitalismus überwunden werden muss – und zwar zugunsten einer sozialistischen Gesellschaft, in der Produktion und Verteilung demokratisch organisiert sind und die Mittel, mit denen wir produzieren, kein Privateigentum mehr sind. Dabei beziehen wir uns positiv auf die kommunistische Vision einer klassenlosen Gesellschaft und die Tradition des Marxismus.“ (www.linksjugend-solid.de/inhalte/).
Das heißt, die Linksjugend [‘solid] will grundgesetzlich garantierte Grund- und Freiheitsrechte zugunsten einer kommunistischen Gesellschaft beseitigen. Wer solche Kumpane hat und behauptet, Demokrat zu sein, ist scheinheilig.

Abschließend noch einmal zurück zu dem oben geschilderten „Protest“ auf dem Wittenberger Markt: In dem zitierten Facebook-Eintrag vom 26. Juli 2022 bedankt sich das Bündnis bei folgenden Unterstützern: „SPD Wittenberg, Linke Alternative Wittenberg, CDU-Kreisverband Wittenberg, Johanniter-Jugend Sachsen-Anhalt / Thüringen, Jusos Wittenberg, DIE LINKE Wittenberg, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt, Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt, Junge Akademie, Linksjugend Wittenberg und an viele nicht namentlich genannte Privatpersonen.“ (Quelle siehe oben). Auch wieder dabei: die linksextreme Linksjugend. Und die Mehrzahl der „Parteien des demokratischen Spektrums“ und der „aufrechten Demokraten aus der Zivilgesellschaft“.

Auch wir danken. Wir wissen, was wir von Euch zu halten haben.

Helmut Poenicke