Offener Brief zur Berichterstattung der PAZ zum Ostpreußentreffen am 11. Juni 2022 in Wolfsburg

Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion, 

eigentlich sollte es nur eine Kurzfassung mit Bildteil werden, jedoch kann der Verfasser dieser Zeilen Ihre Berichterstattung in der Preußische Allgemeine Zeitung (PAZ), Ausgabe Nr. 24 vom 17. Juni 2022 zum diesjährigen Treffen der Ostpreußen in Wolfsburg nicht so einfach unkommentiert stehen lassen.

In den Jahren vor Corona war es mir aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Im Juni 2022 ergab sich nun endlich die Gelegenheit, Wolfsburg einen Besuch abzustatten. Einige Bilder der Veranstaltung sind aufgrund meiner Kommentierung erst nach dem Text zu finden.

Etwas unausgeschildert erfolgte der Weg zum Gedenkstein auf dem Klieverberg, was ebenfalls weiteren Teilnehmer aufgefallen war, allerdings führen viele Wege bekanntlich nach Rom – und somit auch zur Kranzniederlegung auf der Anhöhe mit Blick auf Wolfsburg.

Erstaunt, nicht nur das Andenken an Ostpreußen auf den Tafeln zu finden, sondern auch auf die Heimat des Großvaters in Schlesien hingewiesen zu werden, weilte ein kleiner Teilnehmerkreis der Ansprache des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat in Gedenken an Flucht und Vertreibung. Für den Verfasser dieser Zeilen ein Novum, war doch die Gedenkstätte nicht (oder noch nicht?) mit den heutigen üblichen „demokratischen“ Mitteln durch Farbanschläge und dergleichen „kultursensibel gepflegt“ worden.

Anschließend ging es zur Congresshalle, wo die einzelnen Stände der Kreisgemeinschaften und Aussteller die Möglichkeiten zur Konversation gaben. Hierbei muss jedoch konstatiert werden, dass Corona in den letzten beiden Jahren ganze Arbeit geleistet hatte, denn es war nicht annähernd die Masse an Ausstellern vertreten, wie vor der „Pandemie“. Typisches hochprozentiges Gebräu fehlte (bis auf den Pommernschluck) und auch das Angebot von Königsberger Marzipan hielt sich in Grenzen.  

Pünktlich setze dann um 10.30 Uhr das Glockengeläut des Königsberger Doms ein und es begann der lange Einmarsch der Fahnenstaffel. Ich war mir bis dahin nicht bewusst, wie viele bunte Wappen die Städte und Kreise auszeichneten. Das ist Heimatverbundenheit, die auch im geistlichen Wort von Pfarrer Manfred Schekhan ankam. 

Die Überraschung bot sich dann jedoch bei der Rede des litauischen Botschafters, der neben den geschichtlichen Anknüpfungspunkten aus dem 16. und 19. Jahrhundert und den Wirren nach 1945 auf den 24. Februar 2022 zu sprechen kam: „Angesichts von Putins Aggression appellierte der Botschafter an die Deutschen, führend bei der Unterstützung der Ukraine zu werden. Im Falle eines Sieges werde sich Putin nicht mit der Ukraine zufriedengeben. Später kämen die baltischen Staaten, Polen und irgendwann auch Deutschland an die Reihe.“  

Eigentlich war diese Rhetorik genau genommen keine Überraschung, tragen doch die Vertreter der baltischen Staaten ihre bestehende Divergenz zu Russland ständig vor sich her. Ausnahmen mag es geben, jedoch gehört der oben erwähnte Text wohl nicht dazu. 

Viel bemerkenswerter finde ich jedoch, dass der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen (LO), Stephan Grigat, sich an diesem Sprachgebrauch des Botschafters beteiligte. Wackelte da der Schwanz mit dem Hunde, weil politisch korrekt zu sein heutzutage das Überleben von Fördergeldern von Bund und Ländern abhängig macht? Wer Waffen aus Deutschland für die Ukraine gut heißt und dies auch noch mit Nachdruck, hat die Geschichte um Russland und Deutschland wohl nicht mehr so recht im Blick!

Ich widerspreche an dieser Stelle ausdrücklich dem Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen als auch dem Litauischen Botschafter zu Waffenlieferungen an die Ukraine. Frieden sollte durch Diplomatie ermöglicht werden – und nicht mit einseitigen Aufrufen zu mehr Waffenlieferungen aus Deutschland! Im Übrigen werden immer noch Friedenstauben weiß, auf ausschließlich blauem Untergrund dargestellt – und nicht, wie der Moderator und Sänger BernStein meint, auf blau-gelben Untergrund!

Die Krone des Ganzen setzten sich jedoch zur Berichterstattung über das diesjährige Ostpreußentreffen Hans Heckel (Seite 13) und Hanna Frahm (Seite 18) auf. Hans Heckel, sonst sehr gern von mir für seinen Wochenrückblick gelesen, erwähnt die Worte zu Waffenlieferungen von Stephan Grigat überhaupt nicht im Text und auch der Botschafter wird nur blumig mit „Unterstützung“ aus Deutschland zitiert.

Hanna Frahm schreibt unter der Heimatseite von der Danksagung des LO-Geschäftsführers Sebastian Husen an die Niedersächsische Landesregierung zur großzügigen Förderung „des Auftritts des Chors Heide mit Mitteln der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen, Standort Grenzdurchgangslager Friedland.“ Dass diese „großzügige“ Förderung aus gerade einmal 1000 Euro bestand, wird wissentlich im Artikel verschwiegen – was nicht nur ein Armutszeugnis für die Wertschätzung der Ostpreußen ist, sondern auch für eine Zeitung, die gern anderen Zeitungen Lückenhaftigkeit in der Berichterstattung vorwirft!

Möchte sich die PAZ jetzt auf die Stufe der allseits kritisierten „Qualitätsmedien“ stellen und sich dem Vorwurf der Lückenpresse ausgesetzt sehen? Wenn dem so sein sollte, dürften Abokündigungen nur ein Teil des Niedergangs der nächsten konservativen Wochenzeitung – neben der Jungen Freiheit – sein. Ist das tatsächlich gewollt, weil man von Bundesmitteln abhängig ist oder darf die PAZ noch eigenständig schreiben?

„Kritisch, konstruktiv, Klartext für Deutschland“ – hat dieser Werbespruch noch seine Gültigkeit oder wird unter dem Deckmantel der politischen Korrektheit und der allseits vorhandenen Kriegsrhetorik gegen Putin bzw. gegen Russland selbst dieser aufgegeben?

Maik Bialek, Vorstandsmitglied im KV Wittenberg

Dieser offene Brief wurde auch an die Redaktion der PAZ sowie an den Chefredakteur versendet. Mal schauen, wann es Antworten geben wird und wie diese aussehen werden. Der Verfasser behält sich vor, die Antworten ggf. hier zur Verfügung zu stellen bzw. weitere konservative Medien zu informieren.


 

 

 

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