Anfragen und Denkanstöße zu den antirussischen Darstellungen in einem Wittenberger Schaufenster

Wenn auch der Artikel der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) vom 01.04.2022 von Irina Steinmann als Kommentar gekennzeichnet ist, verkennt sie ihren eigentlichen Auftrag: Neutral und unvoreingenommen über die Stadtratssitzung zu berichten und alle Fraktionen in ausreichender Form zu Wort kommen zu lassen.

Eine Trennung zwischen Kommentar und Bericht wäre an dieser Stelle angebracht gewesen, aber so genau nimmt man es halt nicht bei der MZ. Pauschales Russland Bashing liegt gerade aktuell im Trend, nachdem die Klabautermänner- und Frauen zu Corona kaum noch was zu melden haben.

Sicherlich mag nicht jeder Leser der MZ Irina Steinmann damit folgen, der größere Teil der noch vorhandenen Printkonsumenten wird sich wahrscheinlich eher im Kommentar wiederfinden, da der russische Präsident und auch Russland als das gegenwärtige Übel auf der Welt gesehen wird.

Aus dem Artikel ist zu schließen, dass der Verantwortliche des “Anonymus Kunstkollektiv” durchaus nicht ganz unbekannt in Wittenberg ist. Allerdings möchte dieser “Künstler” lieber unerkannt bleiben und “seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen.” Weiter heißt es: “Wittenberg ist eine kleine Stadt und auch wenn er sich in dieser Angelegenheit rein als Privatperson engagiert, so kennt man ihn dort eben auch von Berufs wegen.” Es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis herausgefunden ist, wer dafür verantwortlich zeichnet.

Verantwortlich ist indes nicht nur das “Kunstkollektiv”, sondern auch in einem gewissen Maße die Stadt, wie wir bereits in dieser Frage in unserem Artikel vom 04.04.2022 nachgegangen waren. Wie viel Verantwortlichkeit bei der Stadt zu finden wäre, fragte unter anderem die stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende Anne Grünschneder in ihrer Rede im Stadtrat – wovon Irina Steinmann gerade mal zehn Wörter für ihre einseitige Meinungsmache gegen Russland und Putin verwendet hatte. 

Bedauernswerterweise hat der Stadtrat keine Anzeichen für eine Debatte gesehen, wenn man von den Wortmeldungen von Richard Thomas (Freie Wähler) und Dr. Reinhild Hugenroth (Bündnis90/Grüne) einmal absehen möchte. Wobei uns dann doch die Antwort erstaunte: “Grünen-Fraktionsvorsitzende Reinhild Hugenroth erklärte, dass sie Hass und Hetze immer für falsch halte.” Das können auch wir unterschreiben, danke für diese Worte!

Wie die Bilder am Textende zeigen, muss man jedoch eine gewisse Verblödung konstatieren, wenn Putin mit allerlei Vergleichen den beiden Führern gleichgesetzt wird. Dämlichkeit ist zwar nicht strafbar, aber auch nicht durch die Kunstfreiheit gedeckt.

Der Vollständigkeit halber sei nachfolgend der Redebeitrag von Anne Grünschneder im Wortlaut wiedergegeben. Man mache sich somit ein eigenes Bild und vergleiche die wenigen Zeilen des MZ Kommentars zur Rede unserer Stadträtin. Im Übrigen sei auf Folgendes hingewiesen: Das letzte Wort zu diesen antirussischen Darstellungen ist noch nicht gesprochen und die Stadt sollte sich überlegen, ob ihr nicht doch eine gewisse Mitverantwortung zu Teil wird!  

Kunst oder Hetze?
Anfragen und Denkanstöße zu den antirussischen Darstellungen in einem Schaufenster am Markt

Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren,

Krieg -da sind wir uns sicher alle einig- kann und darf kein Mittel zur Problemlösung sein. Die Aggression Russlands gegen die territoriale Integrität der Ukraine verurteilt auch meine Fraktion. In der breiten Öffentlichkeit hat sie eine Welle der Empörung ausgelöst, die mittlerweile besorgniserregend hysterische Züge -insbesondere antirussische- angenommen hat.

In unserer Stadt äußert sich das zum Beispiel durch Karikaturen an einem Schaufenster am Markt. Wer diese Darstellungen gesehen hat, stellt fest, dass sie in übelster Art und Weise verunglimpfend und beleidigend sind. Dort findet sich häufiger der Ausdruck „F*ck Putin“, es gibt zahlreiche Hitlervergleiche und zum Teil auch eindeutig gewaltverherrlichende Darstellungen. Allesamt gegen Russland und Putin gerichtet.

Dazu meine Fragen:
Sind der Stadt diese Darstellungen bekannt?
Ist der/die Verantwortliche dafür bekannt?
Sind diese Aushänge genehmigungspflichtig? Wenn ja, ist das erfolgt?
Fand oder findet eine rechtliche Überprüfung dieser Darstellungen statt?

Diese Art „Bildchen“ kennen wir alle – nämlich aus unseren Geschichtsbüchern über dunklere Zeiten. Und in genau demselben Stil hängen nun solche Bilder bei uns mitten in der Stadt. Und heutzutage ist es offenbar auch wieder vollkommen legitim, dass Menschen wegen ihrer Herkunft offiziell von Veranstaltungen wieder ausgeladen werden! Siehe die Geschäftsleute in Wörlitz.

Diese Karikaturen sind in meinen Augen nichts anderes als das, was deren Macher und Befürworter sonst uns so gern und inbrünstig vorwerfen: Hass und Hetze!

Stellen Sie sich bitte einmal vor, nicht Putin, sondern jemand anderes -zum Beispiel Frau Dr. Hugenroth, Horst Dübner, unser Oberbürgermeister oder Olaf Scholz wäre dort in dieser Form abgebildet.
Wie fiele dann Ihre Bewertung dieser Darstellungen aus? – Fällt es dann vielleicht doch in die Kategorie „Hass und Hetze“?
Hier kann und werde ich -da brauche ich mir nichts vormachen- niemanden zum UMdenken zwingen – Vielleicht aber wenigstens zum NACHdenken.