Der Wittenberger Spaziergang und die Medien …

Es scheint wieder an der Zeit zu sein, sich hier auf unserer Netzseite zu äußern, denn die plumpe und auf Dummenfang gehende „Berichterstattung“ der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) spricht Bände.

Im Artikel vom 08.03.2022 [1] wird Russland neben der Titelüberschrift auch noch unter dem Bildtext, in einer Zwischenüberschrift und nochmals im Text selbst benannt. So, als solle das Böse, das Schlechte oder der Aggressor schlechthin beim geneigten Leser dieses Blattes im Print- als auch im Onlineformat hängen bleiben. Framing vom feinsten, würde wohl Boris Reitschuster urteilen, wenn er dazu nicht doch eine andere (nämlich mal seine eigene Meinung) hat.

Unter Umständen mag für den einen oder anderen Leser unserer Seite das gewählte Titelbild für Verwunderung, wenn nicht gar für Ablehnung sorgen. Deshalb empfiehlt der Verfasser dieser Zeilen, sich diesen Text vollständig zu Gemüte zu führen! 

Einige Spaziergänger werden diese Friedensflagge mit einer weißen Taube (allerdings mit gelbem Wortlaut in vier unterschiedlichen Sprachen auf blauem Grund) für eine False-Flag-Aktion eines Einzelnen gehalten haben. Aufgrund der Farbgestaltung könnte man tatsächlich davon ausgehen, allerdings lagen Bestellung und Auslieferung bei weitem vor dem Einmarsch in die Ukraine.

Auch war der Verfasser dieser Zeilen bereits in den Wochen vorher mit einigen anderen Flaggen in der Farbgebung weiß-blau-rot und schwarz-rot-gelb sowie mit den bekannten weiß-blauen Winkelementen der Friedenstaube unterwegs. Von hinten wurde in der Regel das Feld mit Flaggen durchgegangen und sich bis in die vorderste Linie vorgearbeitet, Fragen der Spaziergänger inclusive. 

 

Zurück zum Montag. Bezeichnend für die MZ ist, dass die oben im Bild gezeigte Friedensflagge beim Fotoreporter Thomas Klitzsch nicht erwähnt wurde, obwohl mehrmals (und offensichtlich auch nicht zu übersehen) vor ihm herumspaziert wurde. Das Wort Frieden findet sich im Artikel nur auf der anderen Seite, nämlich der „guten“ Seite wieder. Das mehrere Friedensflaggen auch im Teilnehmerkreis bei den Spaziergängern ersichtlich vorhanden waren, geschenkt! Wird nicht erwähnt, da falsches Muster, Herr Klitzsch? Im obigen Bild kann der Leser schon zwei davon erkennen, wenn man diese halt erkennen will …

Um Corona ging es im Text nur rudimentär. Während andere (alternative) Medien [2], [3], [4] versuchen, mit den Verantwortlichen der Verwaltungen und den Spaziergängern ins Gespräch zu kommen, schweigt sich die regionale Presse darüber aus. Der neue Feind steht nicht mehr im eigenen Lande, sondern weit im Osten – in Russland!

Etwas fehl am Platz mag zwar der Herr in Bildmitte mit der grünen Gießkanne wirken, jedoch sei der Fokus auf die beiden Herren rechts davor gesetzt. Da ist nämlich die MZ-Presse tätig und hätte die größere blau-weiße Friedensflagge bei den Spaziergängern ausmachen können. Hätte, hätte, Fahrradkette ….

Zugegeben, auch der Verfasser dieser Zeilen war überrascht vom Einmarsch in die Ukraine. Das ständige Vorrücken der NATO und ihrer Vorfeld- und Nachfeldorganisationen rechtfertigt nicht den Einmarsch in einen souveränen Bruderstaat, noch dazu mit Unterstützung von Weißrussland an den Grenzen zur Ukraine. Auch die von der russischen Regierung erlassenen Gesetze, das bei Hilfeleistung von ukrainischen Staatsbürgern bis zu zwanzig Jahre Haft für russische Staatsbürger angesetzt werden kann, zeigt die Abgehobenheit der Verantwortlichen vom eigenen Volk. Viele russische Familien haben Verwandte in der Ukraine und einige sind bereits auch schon im Landkreis untergekommen – deshalb auch die nicht abwegige Bezeichnung Bruderstaat.   

Jedoch Russland Bashing landauf und landab zu betreiben, Russen aus der Arbeit zu drängen, Kraftfahrern die Weiterfahrt durch Sperrung der Karten zu verweigern, Lebensmittel von russischen Herstellern (oder nur in der Aufmachung derselben) aus dem Regal zu nehmen oder die Bezeichnung Russischer Zupfkuchen zu streichen, zeugen von infantilem Gehabe der ach so demokratischen „Zivilgesellschaft“ in Deutschland.

In dieser mischt auch die politische Kirche [5] kräftig mit, wie an der Mahnwache für das „Gute“ am Montag als auch schon in der Woche davor zu sehen war. Deshalb bedurfte es wohl auch der Unterstützung der Polizei, die die Beteiligten der Mahnwache schützen musste? Vor wem haben diese Personen Angst? Vor den Spaziergängern etwa? Hier in Wittenberg?

Am 28.2. hieß es auf WBWeltoffen zur Mahnwache: „Hass schadet der Seele“ – man wolle „gemeinsam mit Wittenbergerinnen und Wittenbergern innehalten und in Sichtweite der „Spaziergängerinnen“ und „Spaziergänger“ für Offenheit und Solidarität einstehen. Hass und Hetze sollen keinen Platz haben.“ Unterzeichnet wurde dieser Aufruf von der „Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland EKBO Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens Evangelische Landeskirche Anhalts Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Wittenberg Junge Akademie.“

Vielleicht hätten sich die Mahnwachenden mal an die Christen wenden sollen, die beim Spaziergang mitlaufen? Wer für „Offenheit und Solidarität“ einstehen will, macht sich genau mit dem oben zitierten Postulat einen vor – und zwar ganz gewaltig! Wenn man seine eigenen Zeilen ernst nehmen würde, würde man mitlaufen oder das Gespräch suchen, nichts dergleichen ist passiert. Wo bleibt die große Friedensbewegung der Kirchen? Wo bleibt die Jugend, wo bleiben die Studenten, die gegen den Krieg so wie damals gegen Vietnam protestiert haben?

Dazu ein Zitat aus einem Leserbrief: „Die Studenten von damals sitzen jetzt selbst an den Fressnäpfen der Gesellschaft, sind satt, träge, haben längst ihre Ideale verraten. Die letzte Friedensbewegung wurde erfolgreich gespalten, zersetzt und medial diffamiert. Die Jugend hat Angst vor CO2 und Viren, Filme über Stalingrad oder Verdun sind nicht angesagt. Logisches Denken ist auf dem Rückmarsch, kritisches Hinterfragen sowieso, nachplappern ist bequem, Dummheit, Glaube, Gehorsam und Untertanengeist liegen wie ein zäher Schleim über diesem Land. Dringend nötig wär ein Bewusstseinswandel, ein Ausbruch von Vernunft, ein ziviler Aufstand aller Anständigen und Freiheitsliebenden um die Macht der Kriegstreiber und Agenda-Psychopathen zu brechen. Vielleicht stehen wir ja davor, die Hoffnung bleibt.“

Die von der MZ erwähnten 30 Bürger lassen sich zwar nicht in dieser Anzahl in der Erinnerung des Spaziergangs nachvollziehen, aber man will ja nicht so kleinlich sein, denn schließlich waren es ja immerhin geschätzte 900 Spaziergänger. Wer den Angaben der Wittenberger Polizei Glauben schenken möchte, sei auf den MZ-Artikel vom 01.03.2022 [6] verwiesen. Eine tiefergehende Analyse oder Kommentierung desselben erspare ich mir hier, dies muss sich jeder Leser selbst beantworten. Zahlenspielereinen halt, um das Volk unten und die Mächtigen oben zu halten. 

Richtig ist nach meiner Ansicht jedenfalls, dass den Familien aus der Ukraine zu helfen ist. Man kann dies über Geldspenden (wie es die Kreisverwaltung forciert) oder über Vereine und vielleicht noch mehr durch private Initiativen und die Familien erreichen. Deshalb wurde das Internetportal der Wittenberger Kreisverwaltung angepasst, was auch fortlaufend aktualisiert wird. 

Allerdings ist es mehr als bezeichnend für die „Zivilgesellschaft“, wenn nicht nur das Alte Rathaus in den Farben der Ukraine angestrahlt wird. Mag sein, dass diese Initiative vom weltweiten „Bündnis der Mayors for Peace für ein friedliches Miteinander der Menschen und die Abschaffung der Atomwaffen“ ausgeht – so die Bildunterschrift im Wochenspiegel vom 2. März 2022.

In der neusten Ausgabe des Wittenberger Amtsblattes [7] liest sich das etwas anders, positiver: „Liebes russisches Volk, lasst uns gemeinsam diese Werte für ein gewaltfreies Miteinander nicht vergessen. Als Zeichen der Hoffnung und Solidarität erstrahlt die Taube als Friedenssymbol Mayors for Peace in Deutschland an der Fassade des Alten Rathauses.“ Dazu ist ein Bild abgedruckt, auf dem tatsächlich nur die weiße Friedenstaube (ohne Stand by Ukraine) zu sehen ist. Entweder haben sich Druck und Wirklichkeit überholt oder in der Stadtverwaltung weiß die rechte Hand nicht, was die linke Hand macht. 

Muss es jedoch in den verschiedenen Wittenberger Geschäften auch noch blau-gelbe Farbspiele geben? Glauben die Gewerbetreibenden ernsthaft damit, ihr Geschäft ankurbeln zu können oder handelt es sich nur um die übliche, quasi staatlich verordnete Betroffenheit? Es erinnert fatal an diverse Aussagen ab 2015: „Wir haben Platz“/“Wir sind viele“/“Wir schaffen das“ – was das Ende der etablierten Parteien und den Aufstieg der AfD sowie anderer Parteien forciert hat.

Russland bzw. russische Staatsbürger in Generalhaftung für Putin zu nehmen und nur einseitig auf das Leid der Ukraine einzugehen, ist hier fehl am Platz! In der Ukraine herrscht seit acht Jahren Krieg und die „Zivilgesellschaft der Anständigen“ hat geschwiegen, „unsere“ Bundesregierung auch. Jetzt liefert man neben Helmen noch Waffen und will 100 Milliarden Euro für eine demoralisierte Truppe, auf Gleichberechtigung und Gendergerechtigkeit getrimmte „Armee“ ausgeben? Die selbst ernannte „Mitte der Gesellschaft“ schmiert sich lieber Blau-Gelb ins Gesicht und krakelt niederträchtig gegen Spaltung, Hass, Gewalt und Krieg? Ernsthaft? Geht´s noch?

Was ist mit den Demonstranten in Russland, die von der eigenen Regierung verhaftet wurden und werden, weil sie gegen den Krieg mit dem Brudervolk sind? Was ist mit den Russen, die ihren Familien in der Ukraine helfen und dafür von der eigenen Regierung mit Haft bedroht sind? Anstatt Rathäuser und andere öffentliche Gebäude nur in Blau-Gelb anzuleuchten oder einseitig Flaggen der Ukraine zu hissen, sollten die Farben beider Länder leuchten – Hand in Hand, im blau-weißen Friedensband!

Der neuste Vorschlag in diesem Kontext ließ auch nicht lange auf sich warten. Ein Bürger möchte die seiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäße Bezeichnung der Straße der DSF (Straße der Deutsch-Sowjetische-Freundschaft) im Gräfenhainicher Ortsteil Zschornewitz umbenennen, in z.B. „Straße der Freien Ukraine“. George Orwells „1984“ lässt grüßen und mit dem Ortsteil Pratau wäre dann auch Wittenberg selbst betroffen. Wo soll das hinführen? Sollen jetzt vielleicht auch noch Straßen im Landkreis nach den zuwanderungsstärksten Ländern seit 2015, wie aus Syrien, Irak, Libyen oder Afghanistan, umbenannt werden?

Da wir gerade dabei sind: Wo waren denn eigentlich die Nationalfarben- und Flaggen an den öffentlichen Gebäuden vom Irak (2015), Syrien (2014), Libyen (2011) oder Afghanistan (2001)? Der US-amerikanische Einmarsch zum „Demokratieprozess“ nach westlichem Vorbild wurde damit in Gang gesetzt, sofern man sich noch in den Ratsstuben erinnern kann. War das vielleicht die „richtige“ Seite, weil von der US-amerikanischen Regierung Elend, Leid und Tot in diese Länder getragen wurden und heute bis auf einige Teile in Syrien die anderen Länder zu Failed States geworden sind? Cui bono?

Auf den bekannten Friedensforscher aus der Schweiz, Dr. Daniele Ganser sei hier hingewiesen. In knapp 14 Minuten beschäftigt er sich mit dem Imperialismus der USA – nicht heute oder gestern, sondern bereits im Lutherjahr 2017. [8]

„In den letzten 100 Jahren haben uns die westlichen Medien systematisch über jeden einzelnen Krieg belogen: Tonkin-Zwischenfall (Vietnam), Brutkastenlüge (Kuwait), Hufeisenplan (Kosovo), Husseins Massenvernichtungswaffen (Irak), Gaddafis Völkermord (Libyen), Assads Giftgaseinsatz (Syrien). Und nun sollen wir glauben, dass alles, was sie über den Ukraine-Krieg sagen, wahr ist? Haben wir denn nichts aus der Geschichte gelernt?“

Leben wir noch in einer Demokratie oder handelt es sich vielleicht schon eher um eine Korpokratie, im Einklang mit einer Mediokratie im Verbund mit der Kleptokratie, Technokratie und ganz aktuell mit der Kakistokratie („Herrschaft der Unfähigsten. Es regieren Leute, die nie mit ihrer Hände Arbeit Werte schufen … und oft nicht mal einen ordentlichen Berufsabschluss besitzen. Um dennoch Eindruck zu schinden, werden Lebensläufe gefälscht, akademische Titel erschlichen“)? Kommt Ihnen das bekannt vor? [9]

„Die Grundlage undemokratischer Herrschaftsformen ist die Spaltung des Volkes. Nur wenn es sich einig ist, kann es solche Entwicklung verhindern. Es darf sich nicht in „links“ und „rechts“ oder sonst was spalten lassen. Der tatsächliche Konflikt liegt zwischen „oben“ und „unten“.

Freiheit und Friede allen Nationen und Völkern – gegen pauschale Ausgrenzung, Einseitigkeit, Kriegstreiberei und Verurteilung auf beiden Seiten!

Maik Bialek, Vorstandsmitglied im KV Wittenberg

[1] 

https://www.mz.de/lokal/wittenberg/russland-flaggen-auf-corona-demo-in-wittenberg-3347495

[2]

https://multipolar-magazin.de/artikel/proteste-lagebericht-9

[3]

https://multipolar-magazin.de/artikel/proteste-lagebericht-10

[4]

https://netzwerkkrista.de

[5]

https://afd-wittenberg.de/2021/03/07/die-politisierung-der-kirche-ein-kommentar-von-maik-bialek/

[6]

https://www.mz.de/mitteldeutschland/landkreis-wittenberg/krieg-in-der-ukraine-erste-fluchtlinge-kommen-im-kreis-wittenberg-an-3343339

[7]

https://www.wittenberg.de/pics/medien/1_1646811775/09.03.2022.pdf

[8]

https://www.youtube.com/watch?v=3QX7QKqAjE0

[9]

https://afd-wittenberg.de/wp-content/uploads/2022/03/Das-kleine-Politik-Lexikon.pdf

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