Seit Jahren der meist fotografierte Stand auf dem Wittenberger Töpfermarkt, kommt es anno 2024 zu zwei (!) Briefen/Beschwerden an die Stadtverwaltung, wo sich Gäste über die Ausstellungsstücke des Künstlerpaares Diane Tafel und Martin Sprave vom Atelier „Madian-Art“ provoziert fühlen. 

Corinna Nitz von der MZ lässt zwar im Bezahlartikel vom 05. Oktober alle Akteure zu Wort kommen, jedoch wird nicht alles hinterfragt. Dazu aber später mehr. Jedenfalls wird eine Touristin u. a. wie folgt zitiert: „Ein menschliches Haupt mit den Zügen eines Schweinekopfes, darunter prangt in Versalien: „Schweine Journalismus“. Es folgt ein Zitat, das dem US-amerikanischen Journalisten Joseph Pulitzer (1847 bis 1911) zugeschrieben wird. Daneben steht eine Skulptur, deren äußere Erscheinung an mittelalterliche Pestärzte erinnert. Auffallend ist ein Geldkoffer mit dem Namen eines Impfstoffherstellers und die Frage: „Kann man sich schon gegen Klimawandel impfen lassen, oder frage ich zu früh?“ Zu sehen waren Exponate wie diese an einem Stand auf dem jüngsten Töpfermarkt in Wittenberg. Nicht jedem haben die Objekte behagt: Meike Oblau, eine Touristin aus Niedersachsen, hat an Bürgermeister und Touristinfo geschrieben.

Die Pressesprecherin der Stadt, Karina Austermann, darf im Artikel auch gleich ihren vorauseilenden Gehorsam den Lesern dieser Zeitung mitteilen: „Die Frage ist zu klären, ob es sich hier um die Freiheit der Kunst oder um diskriminierende und rassistische Darstellungen handelt“. Zum Glück entscheiden das weder eine Frau Austermann, noch Bürgermeister oder Oberbürgermeister und auch nicht „die Leiterin der Touristinfo Kristin Ruske” – die sich mit den Veranstaltern des Wittenberger Töpfermarktes und mit den Ausstellungsmachern ins Benehmen setzten möchte. 

Warum eigentlich? Weil es zwei Beschwerden gibt? Zwar wurde bereits in Halle als auch in Rheinsberg das Atelier von den Veranstaltern vom Platz verwiesen – möchte sich jetzt etwa Wittenberg durch vorauseilendem Gehorsam einreihen und mit „Gesprächen” für ein Umdenken sorgen? Ernsthaft? Die Verantwortlichen des Wittenberger Töpfermarktes können dieses Brimborium um diesen Stand nicht nachvollziehen, denn das Atelier ist „in ganz Deutschland auf Töpfermärkten unterwegs, ohne solch Theater auszulösen“. Recht haben Sie!

 

Die Kunstfreiheit ist zudem ein hohes Gut, dies sollten auch die „demokratisch” veranlagten Akteure Meike Oblau, Karina Austermann und Kristin Ruske wissen. Entscheiden wird dies nämlich im Zweifel ein Gericht – und eben nicht die Stadtsprecherin oder irgendwelche Touristen!

Allerdings können sich diese durchaus auf das Wohlwollen in der Gerichtsbarkeit stützen, wie nur an den beiden Beispielen von Simon Rosenthal (mit dem Kunstwerk „German Mutant”) und C. J. Hopkins nachzulesen ist. In den Corona-Jahren haben sich die beiden mit Vergleichen zu den bestimmten zwölf Jahren hervorgetan – was durch die Gerichte weder für die Freiheit des Wortes noch für die „Kunstfreiheit” ausgelegt wurde. Wem die Berichterstattung von Aya Velázquez am 30. September direkt aus dem Berliner Kammergericht zum Fall C. J. Hopkins im ersten Link zu emotional sein sollte, kann dieses Thema hier und hier neutraler nachlesen.

Ob es jedoch klug ist, diese Jahre in Bezug der heutigen Situationen in irgendeiner Form gegenüberzustellen bzw. zu vergleichen, ist fraglich. Vergleiche hinken meistens. Vielleicht geht es auch mal eine Nummer kleiner? Aber ich schweife vom Thema ab. Das Interessanteste an der einen Beschwerde kommt ja noch.

Wenn man nämlich im Netz namentlich nach der niedersächsischen Touristin sucht, kommen interessante Vorschläge zum Vorschein. Natürlich bin ich mir bewusst, dass die Zuordnung und die Bilder nicht in jedem Fall stimmen müssen, aber wichtig zur Einordnung des MZ-Artikels wäre es schon.

Angenommen also diese Daten stimmen, dann arbeitet eine Frau Meike Oblau entweder bei der Zeitung TAH (Täglicher Anzeiger) oder bei OM-Online (Münsterländische Tageszeitung und Oldenburgische Volkszeitung). Das man da den „Schweine Journalismus“ und noch andere Plastiken, die seit Jahren auf dem Wittenberger Töpfermarkt ausgestellt, fotografiert und auch noch vom Bürger gekauft werden, nicht gut findet, dürfte auf der Hand liegen.

  

Aber nicht nur zum Thema Impfen hat die erwähnte Touristin ihre Präferenzen: „Üble Parolen gegen Journalisten, Leugnung des Klimawandels und Verunglimpfung von Politikern und Firmen, die Corona-Impfstoffe entwickelt haben. Was hat so etwas auf einem Töpfermarkt verloren? Ich war richtiggehend angewidert“. Zu der Skulptur mit den Schafen und dem Zitat von Peter Scholl Latour gab es wohl nichts zu meckern? määh! määh! määh!

 

Maik Bialek, Vorstandsmitglied im Kreisverband Wittenberg

* Beitrag zuletzt aktualisiert am: 06.10.2024, 22.55 Uhr