Pünktlich zum Tag der Vertriebenen, der seit dem Jahr 2015 immer am 20. Juni begangen wird, soll an die Opfer von Flucht und Vertreibung gedacht werden – was in einer Zusammenfassung vom Ostpreußentreffen hiermit erfolgt.
Am 01. Juni 2024 ging es erneut nach Wolfsburg. Aufgrund des immer kleiner werdenden Kreises der Erlebnisgeneration findet dieses Treffen nur aller zwei Jahre statt – auch wenn der Sprecher der Landsmannschaft (LO) Stephan Grigat bei jeder sich bietenden Veranstaltung meint „Ostpreußen lebt“. [1]
In den Schulen und Universitäten Deutschland dürften jedoch Ostpreußen, Schlesien oder Pommern kaum noch einer nennenswerten und unvoreingenommenen geschichtlichen Schilderung erfahren – was auch im politischen Berlin nicht erst seit dem 24. Februar 2022 abhandengekommen zu sein scheint. In diese Art des „Vergessens“ fallen erneut, wie auch in meinem offenen Brief vom 17. Juni 2022 geschildert [2] einige Protagonisten des diesjährigen Treffens.
Jedenfalls hob Domherr André Schmeier als Vertreter der deutschen Katholiken im südlichen Ostpreußen nicht nur das Christentum hervor, sondern ging auch auf Immanuel Kant als Vordenker der Aufklärung ein. In diesem Jahr wird übrigens der 300. Geburtstag des großen ostpreußischen Philosophen gefeiert – ein Blick auf die Feierlichkeiten sowie zu weiteren Themen finden sich in den verlinkten Artikeln am Textende. [3]
„Finde ich in meinen Glauben Liebe – und wenn ja, welche Würde besitzt er?“ – So der Domherr zum Abschluss seiner geistlichen Worte, anschließend folgte die Totenehrung.
Als nächster Redner ging Heinrich Hoch (Vertreter der Deutschen Minderheit im polnischen Teil von Ostpreußen) auf den Regierungswechsel in Polen ein, was dem Deutschunterricht wieder mehr Nachdruck geben wird, da dieser von der alten PiS-Regierung seinerzeit von drei auf eine Wochenstunde gekürzt wurde. Auch Berndt Fabritius als Präsident der Vertriebenen (BdV) kam mit Dankesworten und dem „Raum für gelebte Heimatliebe„. Beifall gab es nicht nur dafür, auch für seine mehr als richtige Feststellung, dass es keine Schnittmengen mit der heutigen Migration gibt. So weit, so gut.
Schlecht kann es einem angesichts der folgenden Zitate werden, die bereits beim letzten Treffen in Wolfsburg für wenig Beifall im Saal gesorgt hatten. Wieder ganz vorne dabei war der litauische Botschafter („Es braucht noch mehr, damit die Ukraine Russland besiegen kann“) gefolgt von MdB Philipp Amthor („Man muss auf der richtigen Seite der Geschichte stehen“) und dem Sprecher der LO, Stephan Grigat („Wir müssen dafür sorgen, dass die Ukraine den Krieg gewinnt“ und „Wir müssen der Ukraine dabei helfen sich zu wehren“). Einzig der Sänger BernStein hat auf seine noch beim letzten Treffen hinterlegte blau-gelbe Friedenstaube verzichtet, lobenswert! [4]
Positives soll jedoch nicht bei aller Kritik unterschlagen werden. Ob man sich nun (wie es der Botschafter meinte) über die dauerhafte Stationierung der Bundeswehr in Litauen freuen kann, mag dahingestellt bleiben. Es dürfte wohl noch bis 2027 dauern, bis die Truppe voll einsatzbereit ist. Dankesworte erfolgten natürlich auch durch Philipp Amthor mit kräftiger Kritik an Kulturstaatsministerin Claudia Roth zur Umbenennung des „Bundesinstituts für Kultur und Geschichte des östlichen Europa“ – unter Weglassung der Bezeichnung „der Deutschen“. Kritik kam weiterhin von Stephan Grigat zum Umgang offizieller Stellen der Geschichte in Bezug auf Flucht und Vertreibung. Hier sei nur das eine Beispiel des „Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ in Berlin genannt – was sich kaum mit seinem eigentlichen Auftrag beschäftigt. [5]
So zutreffend die Kritik von Philipp Amthor jedoch an Claudia Roth ist, darf dabei nicht vergessen werden, dass sich die CDU seit Jahren auf die grüne Partei zubewegt und konservative Werte nach und nach verwässert und schließlich entsorgt hat. Alfred Dregger (ein hessisches Urgestein der CDU) wies in einer Ansprache vor Abiturienten darauf hin, „dass es sich bei Vaterlandsliebe und Geschichtsbewusstsein um zwei Bereiche handle, die in den letzten Jahrzehnten an Unterernährung fast gestorben seien. Wir sind der Heimat, dem Vaterland, der Kirche und dem europäischen Kulturkreis in besonderer Weise verpflichtet.” [6]
Die CDU ist diesen genannten Bereichen schon längst nicht mehr verpflichtet, da helfen auch keine traditionellen Anzüge und auch keine Bekenntnisse zu Ostpreußen, der Heimat oder zu sonst irgendetwas! Die Union hat die Lunte zum ideologischen Umbau der Gesellschaft für die Grünen schon Jahre vorher unter „Mutti“ gelegt. Begriffen haben dies die wenigsten Wähler im Rentenalter, wie am großen Beifall zur Kritik zur grünen Transformation in Wolfsburg zu sehen war und sich auch in den Wahlergebnissen zu den Europa- und Kommunalwahlen für die zweite grüne Partei Deutschlands gezeigt hat – die Tagesschau lässt grüßen …
Aber auch die Verantwortlichen der LO sowie von der PAZ (Preußische Allgemeine Zeitung) müssen sich erneut Kritik gefallen lassen. Die oben genannten Zitate werden in den bisher zwei veröffentlichten Artikeln zum Treffen in Wolfsburg verschwiegen – Zufall? Dafür gibt es lobende Worte für die Kriegstreiberpartei CDU? Als langjähriger Leser der PAZ erwarte ich, dass Kritik an der Union bemerkbarer gezeigt wird, ansonsten sind Auszeichnungen und Bekenntnisse bald nur noch eine Luftnummer! Wenn die CDU nicht mehr gewillt ist, sich für das eigene Volk einzusetzen, wird der Kampf um das Überleben an den Schalthebeln der Macht entschieden – oder auf den Straßen in Köln, Duisburg-Marxloh, Neukölln oder auch anderswo!
„Auch wenn das alte Ostpreußen untergegangen ist, haben wir im Bewusstsein der Kulturbewahrung einer 800-jährigen Geschichte die Verpflichtung, daran zu erinnern und sie zu beschreiben.“ Wenn dieses Zitat von der Verleihung des Ostpreußischen Kulturpreises an Andreas Gautschi als „Anerkennung für ein einzigartiges forst- und jagdwissenschaftliches sowie literarisches Wirken“ keine leere Worthülse bleiben soll, müssen sich die Vertreter der CDU in Bund und Land mehr als drehen!
Oder um mit Immanuel Kant zu schließen: „Die ungeschriebenen Gesetze und Zwänge der Natur werden letztlich dasjenige Volk belohnen, das sich allen Widerwärtigkeiten zum Trotz erhebt, um gegen Ungerechtigkeit, Lügen und Chaos anzukämpfen. Das war stets so in der Geschichte, und so wird es immer sein. Weder uns noch unseren Nachkommen wird dieser Kampf um Überleben erspart bleiben.“ [7]
Maik Bialek, Vorstandsmitglied im KV Wittenberg
[1]
https://paz.de/artikel/der-saal-hat-getobt-a11561.html
[2]
[3]
[4]
https://www.youtube.com/watch?v=Qz5i72-AOAo
[5]
https://www.youtube.com/watch?v=7TE9oKeMbVE
[6]
[7]