(nach Martin Lichtmesz, „Kann nur ein Gott uns retten?“, 2014)
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), genauer deren „Konferenz für Islamfragen“, hat im Mai 2016 die aktuelle Fassung eines „Impulspapiers“ veröffentlicht: „Reformation und Islam“, nachzulesen unter folgendem Link: www.ekd.de/EKD-Texte/reformation_und_islam.html.
Es geht um die historische Betrachtung der reformatorischen Sichtweisen auf den Islam sowie ihre kritische Bewertung und Aufarbeitung „in heutigem Licht“, was schließlich in einer „neuen theologischen Verhältnisbestimmung zum Islam“ gipfeln soll.
Das kalkulierte Verhängnis wird in dem Papier nicht von Beginn an deutlich. Vorab soviel:
Was als theologisch-kritische Auseinandersetzung der EKD mit ihren eigenen Grundlagen erscheint, zielt weit darüber hinaus – auf die Fundamente des Glaubens und auf getrennt von der Kirche existierende gesellschaftliche Bereiche. Über mehrere Seiten werden Texte der Reformatoren zum Glauben der „Türken“, Sarazenen“, „Mahometisten“, „Muselmanen“ zitiert und in der Folge seziert – vom Islam sprach man seinerzeit noch nicht. Wohin die Reise geht, läßt sich aus der einleitenden Mahnung zumindest erahnen:
„ Die Zitation im damaligen Deutsch verdeutlicht … den historischen Abstand und die notwendige Auseinandersetzung mit dem geschichtlichen Erbe der Reformation im Blick auf das Verhältnis zum Islam. Das Ja zur Religionsfreiheit und zur respektvollen Toleranz gegen-über Musliminnen und Muslimen in Deutschland ist heute unaufgebbar.“(Reformation und Islam, EKD, Mai 2016, S. 10).
Recht hat, wessen Alarmglocken hier schrillen. Hinter der sperrigen Sprache verbirgt sich das Konstrukt eines Spannungsverhältnisses zwischen historischen, in ihrer Zeit verankerten Texten und der Notwendigkeit gegenwartskompatibler Zugeständnisse im Namen „respektvoller Toleranz“. Das Ja zu dieser „respektvollen Toleranz gegenüber Musliminnen und Muslimen“ ist eben nicht „unaufgebbar.“ Es ist dort durch Intoleranz im Sinne von Unduldsamkeit zu ersetzen, wo Muslime ihrerseits koran- und schariabasierte Intoleranz üben.
Wie tiefgreifend die von der EKD eilfertig angebotenen Zugeständnisse sind, kommt nach den Zitaten der Reformatoren ans Licht. Sie werden fadenscheinig wie folgt begründet:
„…Islamwahrnehmungen der Reformatoren und insbesondere Martin Luthers, die aus heutiger Sicht in mancherlei Hinsicht als polemisch, einseitig, schemenhaft und holz-schnittartig bezeichnet werden müssen. Sie stehen damit in einer deutlichen Spannung zu gegenwärtigen dialogischen Ansätzen, die dem Selbstverständnis und der Eigenständigkeit des muslimischen Glaubensbekenntnisses Respekt und Achtung entgegenbringen möchten.“ (a.a.O, S. 25).
Zur „Holzschnittartigkeit“: Die Holzschnitte beider Lucas Cranach waren meisterhaft, wenn nicht genial. Aber die schnitzt die EKD bis 2017 auch noch zu recht.
Wer christlich-evangelisches, in seiner Zeit verankertes Erbe derart infam für eine als Toleranz getarnte Anbiederei instrumentalisiert und unter die Gebetsteppiche des Islam kehrt, darf sich zwar nicht des Respekts der zum „Dialog“ geladenen Moslems, aber ihrer Verachtung sicher sein. Und diese Verachtung trifft nicht nur die EKD-Selbstvernichter, sondern uns alle.
Die oben zitierte unaufgebbare „respektvolle Toleranz gegenüber Musliminnen und Muslimen in Deutschland“ scheint für die EKD das Schleifen aller Bastionen, die wehrlose Preisgabe aller eigenen Positionen zu bedeuten. Das Tragödien-Papier nimmt sich die Relativierung der Grundlagen christlichen Glaubens vor. Und deren Relativierung bedeutet ihre Zerstörung:
„Eine Übertragung der reformatorischen Positionierungen und Abgrenzungen in die Gegenwart ist nicht ohne weiteres möglich und erfordert besondere Sorgfalt. Die Unterscheidung zwischen Schrift und Tradition, die im solascriptura (Anm.: allein aufgrund der Schrift) vollzogen wurde, ist heute durch die Erkenntnis zu korrigieren, dass die Entstehung biblischer Texte selbst schon das Ergebnis eines Traditionsvorganges ist.“ (a.a.O., S. 24).
Und jetzt kommt’s: „So können die biblischen Texte auch nicht im gleichen Sinne wie von den Reformatoren vorgestellt als unmittelbares Wort Gottes verstanden werden.“ (a.a.O., S. 24).
Man stelle sich das vor! Gesprächsangebot an den Islam: Die Bibel ist nicht das Wort Gottes. Jedenfalls nicht so richtig.
Und hier greift es wieder ins Weltliche: Diese Verachtung! Nicht nur gegenüber der Priesterkaste der EKD. Uns allen gegenüber. Seitens glaubensstarker, in religiösen Belangen sicher nicht toleranter Moslems, die hiermit groß werden:
„Er hat herabgesandt zu dir das Buch mit der Wahrheit, bestätigend das, was ihm vorausging; Und vordem sandte er herab die Thora und das Evangelium … und er hat herabgesandt das Entscheidende /Anm.: den Koran).“ (Koran, Sure 3:4).
Aus dem Positionspapier geht nicht hervor, ob die EKD im Interesse des gleichberechtigten Dialogs die Überprüfung und Relativierung entsprechender Aussagen des Korans angeregt hat. Das Unheil der fundamentalen Selbstverleugnung geht noch weiter:
„In ähnlicher Weise stellt sich auch im Blick auf das solus Christus (Anm.: allein Christus) die Frage, wie die darin zum Ausdruck gebrachte Exklusivität Jesu Christi in einer religiös pluralen Gesellschaft so bekannt werden kann, dass sie im Dialog nicht als anmaßend oder überheblich wahrgenommen wird.“ (Reformation und Islam, EKD, Mai 2016, S. 24).
Die „Exklusivität Jesu“ bezieht sich zweifelsohne auf seine Gottessohn-Eigenschaft. Diese Eigenschaft lehnt der Koran ab. Da das Impuls-Papier im Wissen dieser Ablehnung verfaßt wurde, relativiert die EKD per Dialogangebot an den Islam Jesus als Gottessohn.
Und wieder: Man stelle sich das vor! Ein „Gesprächsangebot“: Wenn ihr, liebe Moslems, den Glauben der evangelischen Christen an Jesus als Sohn Gottes anmaßend findet, können wir darüber reden. Keine Forderung nach Differenzierung von Aussagen des Korans, die Christen und -Blick ins Säkulare- Nichtchristen als ebenso anmaßend empfinden könnten. Nur anbiedernde, eilfertige Preisgabe eigener Grundsätze. Und wieder: Diese Verachtung durch die „Dialogpartner“. Nicht nur gegenüber den EKD-Zerstörern. Uns allen gegenüber.
Ein letztes Zitat aus dem Tragödienpapier:
„Islamfeindlichen Tendenzen, die in der heutigen Gesellschaft … vorhanden sind, ist … mit aller Entschiedenheit zu widersprechen. Sie sind auch nicht durch eine unreflektierte Übernahme von Zitaten aus dem 16. Jahrhundert zu rechtfertigen. Gegenüber der weltweit praktizierten Religion des Islam ist Differenzierung geboten.“ (a.a.O., S. 26).
Im ganzen Papier kein Wort davon, daß die Reformation durch die Unterscheidung von Staat und Kirche „interreligiöser Toleranz“ den Boden bereitet hat.
Kein Wort davon, daß der Islam zu dieser Unterscheidung und damit zu dieser Toleranz nicht willens und nicht fähig ist.
Kein Wort zu islamischer Intoleranz gegenüber Christen.
Kein Wort darüber, daß mit den Grundlagen der Reformation tragende Säulen unserer Kultur abgebrochen werden.
Frohes Fest 2017!
Beinahe hellsichtig erscheinen dagegen Äußerungen von katholischer Seite. So Werner Münch, ehemaliger Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, am 16. Mai auf dem Forum Deutscher Katholiken in Aschaffenburg:
“Der erste und wichtigste Verbündete ist unsere Kirche, und auf sie müssen wir uns verlassen. Anpassung an den Zeitgeist und Anbiederung an die Politik helfen uns nicht weiter, sondern machen uns immer schwächer….Wer behauptet, der Islamismus habe nichts mit dem Islam zu tun, der glaubt auch dass Alkoholismus nichts mit Alkohol zu tun hat.”
Gibt es noch Hoffnung?
Schlußzitat: „Von seinem Selbstverständnis her ist der Islam eine Religion für die gesamte Menschheit. Daher befindet er sich automatisch in einer ständigen -auch kriegerischen- Auseinandersetzung mit seinen Gegnern.
Staat und Religion gehören nach islamischem Selbstverständnis … seit jeher untrennbar zusammen. Allah umfaßt alles, und nichts kann außerhalb von ihm oder neben ihm sein.“ (Thomas Schweer, M. A., Vorwort zur Koranausgabe des Heyneverlages, 2003).
Noch Fragen? Viel Spaß beim „Dialog“.
Es kann nur noch um die Modalitäten der Zerstörung oder der Selbstzerstörung gehen. Es sind immer die Priester, die den Glauben zu Fall bringen. Wenn sie die Fundamente des Christentums einreißen, wird Gott seinen Sohn an die Hand nehmen, sich umdrehen und seiner Wege gehen. Jeder gläubige Christ ist dann gut beraten, die Kirche hinter sich zu lassen und ihm zu folgen.
PS: Wird eine Neufassung des Impulspapiers veröffentlicht, wenn den islamischen „Dialogpartnern“ die Formulierung „Musliminnen und Muslime“ verletzend erscheint?
AfD Kreisverband Wittenberg