Zum aktuellen Stand über den geplanten neuen Windpark („Repowering“-Maßnahme) auf der Hochkippe Zschornewitz / Gröbern – November 2024
Auf der Hochkippe Zschornewitz / Gröbern (Landkreise Wittenberg/ABI) sollen demnächst 4 neue Windkraftanlagen (WKA) die bisher dort vorhandenen 8 alten Anlagen ersetzen. Sowohl die geometrischen Dimensionen als auch die Leistung werden damit erheblich größer. So weit, so gut.
Zunächst zu den Abmessungen und Leistungen: Die alten WKA hatten eine Nabenhöhe von 100 Metern und einen Rotordurchmesser von 60 Metern bei einer Leistung von jeweils 1 Megawatt (MW). Die neuen WKA haben eine Nabenhöhe von 166 Metern und einen Rotordurchmesser von 160 Metern bei einer maximalen Leistung von 5,5 MW. Allein die Baugröße ist damit fast doppelt so hoch wie bei den alten Anlagen. Aber die Leistung ist jetzt nicht unbedingt beeindruckend, wenn man sich die Verhältnisse zu modernen thermischen Kraftwerken ansieht. Zumal eine WKA nur dann Strom erzeugt, wenn auch der entsprechende Wind vorhanden ist.
Ich verweise hier auf meinen Leserbrief an den „Hänicher Boten“ vom 21.06.2023. Unter anderem habe ich in dem Artikel die Leistung der 4 WKA (22 MW) mit der ersten Turbine im Kraftwerk Zschornewitz von 1915 (16 MW) verglichen. Eine leider alles andere als konkrete Antwort des Betreibers – auch und vor allem wegen meiner Bedenken, was den Rückbau der alten Anlagen betrifft – gab es dazu im „Hänicher Boten“ vom 17.08.2023.
Außer Binsenweisheiten, u. a. das der Stahl und Beton der Fundamente recycelt werden kann (sofern die Fundamente zurückgebaut werden), war darin nicht viel zu lesen. Zum Recycling der Rotorblätter gab es lediglich die Informationen, das dazu derzeit „intensiv geforscht werde“. Konkrete Antworten sehen anders aus.
Nach einem weiteren Artikel im „Hänicher Boten“ vom 17.04.2024, in welchem zu lesen war, das der Rückbau der alten Anlagen „komplett abgeschlossen“ sei, habe ich mir am 28.04.2024 selbst ein Bild vor Ort gemacht. Und musste dabei feststellen, dass zu diesem Zeitpunkt der Rückbau alles andere als „komplett abgeschlossen“ war. Hier nur auszugsweise einige Bilder vom Zustand auf der Baustelle am 28.04.2024.
Die Zustände, welche ich an dem Tag vorgefunden habe, waren identisch mit denen, welche Matthias Lieschke ab dem 16. Oktober bei einem Rückbau in der Nähe von Kemberg dokumentiert hat (die Anzeige erfolgte am 24. Oktober). Nachdem ich den „Hänicher Boten“ mit diesen Tatsachen konfrontiert habe, kam es zum Direktkontakt mit der zuständigen Betreibergesellschaft, der MLK- Gruppe (siehe www.mlk-gruppe.de).
Im Ergebnis dessen kam es zu einem Vor-Ort-Termin am 27.05.2024 mit dem zuständigen Bauleiter, Herrn Maik Zillmann. Der Redakteur des „Hänicher Boten“, Dietmar Bebber, war auf meine Einladung hin mit anwesend.
Herr Zillmann zeigte uns die gesamte Baustelle, die bereits etwas anders aussah als einen Monat zuvor. Es wurden z. T. Fundamente zurückgebaut und in ihre Bestandteile zerlegt. Es gab aber auch die Aussage, dass das nicht alle Fundamente betreffen wird. Zunächst nur diejenigen, die als Standort für neue Fundamente genutzt werden sollen. Ich hatte den Eindruck, dass man sehr bemüht war, eine insgesamt positive Darstellung der Dinge zu vermitteln.
Leider warte ich bis heute trotz mehrfach erfolgter Zusage auf die Bilder, welche der Redakteur des „Hänicher Boten“ an diesem Tag gemacht hat.
Unabhängig davon werde ich mir nach vorheriger Absprache mit Herrn Zillmann demnächst selbst noch mal ein Bild vom aktuellen Zustand auf der Baustelle machen und darüber berichten. Hier zunächst ein aktuelles Bild der ersten neuen Anlage vom 27.11.2024.
Aufgenommen von der Siedlung Zschornewitz, aus einer Entfernung von ca. 3 km aufgenommen. Am Ende der vergangenen Woche wurde die „Gondel“ in der Höhe 166 m montiert. Die vollständigen Dimensionen mit dem Rotor (D=160m) lassen sich bereits erahnen.
Das ganz aktuelle Problem besteht bei diesem Standort aber darin, dass zunächst nur von 4 WKA die Rede war, welche die 8 alten WKA ersetzen sollen. Mittlerweile sind aber 8 neue Anlagen geplant. Dazu gibt es übereinstimmende Aussagen sowohl auf der Homepage des Betreibers selbst, aber auch in regionalen Printmedien – wiederum dem „Hänicher Boten“ vom 17.07.2024 und der „Mitteldeutschen Zeitung“ vom 18.06.2024. Zu dem Vorgang gibt es weiteren stattgefundenen Schriftverkehr, der dokumentiert ist und bei Bedarf auch gern nachgereicht werden kann.
In der Stadtratssitzung Gräfenhainichen vom 24.09.2024 konnte oder wollte Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) auf direkte Nachfrage der AfD-Fraktion zu dem Sachverhalt keine konkrete Aussage machen. Er verwies dabei u. a. auf die Veröffentlichungen der Regionalen Planungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg, auf deren Homepage dazu allerdings derzeit ebenso wenig Konkretes nachzulesen ist.
Es ist insofern zumindest verwunderlich, dass Herr Schilling davon keine Kenntnis haben will und das im Stadtrat auch so kommuniziert. Wir werden als AfD-Fraktion Gräfenhainichen auf jeden Fall an dem Thema dran bleiben und weiterhin darüber informieren.
Steffen Eiling